Uwe Bussenius   Im Widerspruch zum vierdimensionalen Weltmodell   6. Entwurf

 

 

Philosophisch-technische Grundbetrachtungen

 

Es soll ein Modell entwickelt werden, welches zum Ziel hat, das Universum unter zwei grundsätzlich verschiedenen Fragestellungen zu betrachten und dabei Empirie (im Sinne physikalischer Beobachtungen) und philosophische Gedanken bezüglich eines Sinnes des Beobachteten möglichst widerspruchsfrei zu vereinen.

 

 

Das Sein als solches.

 

Unter dem Begriff Sein als solches wird der Ursprung des Universums, der nicht mehr deduzierbare Ausgangszustand aller physischen Daseinsformen verstanden. Das Sein als solches ist das natürliche Ende aller naturwissenschaftlichen und philosophischen Untersuchungen, darüber hinausgehende Gedankenmodelle führen automatisch zu religiösen, Physis und Metaphysik trennenden Schöpfungsmodellen. Der gedachte Ursprung ist damit ein physisch-metaphysisches Etwas, Forschung kann letzteres eventuell einmal nachweisen, aber nicht mehr auf etwas vorangehendes zurückführen, es ist unbegründbar als gegeben hinzunehmen.

 

Geht man von der Bauernregel von nix kommt nix aus, muß in diesem Ursprung die gesamte Palette der im Universum vorhandenen Daseinsformen bereits als Möglichkeit existieren, alle Naturgesetze müssen in dieser Urform bereits angelegt sein.

 

Das Universum ist, darüber dürften kaum Zweifel bestehen. Letztere bestehen lediglich darüber, wie und aus was es sich konstituiert, ob es räumlich endlich oder unendlich ist, ob es zeitlich einen Anfang und ein Ende gibt und ob neben dem Universum noch andere Seinsformen existieren.

 

Betrachte ich das physische Universum als Manifestation des Seins als solchem, dann gelten folgende philosophische Grundeinstellungen des Verfassers:

 

a)     Es wird die Position des Philosophen Parmenides ( ca. 470 A.C.) übernommen: Zum Sein gibt es keine Alternative, da Nichtsein nicht denkbar ist; alles, was gedacht werden kann, erfüllt die Bedingung Sein (existiert im Sinne einer Vorstellung - Schopenhauer -).

 

b)     Eine Qualität des Universums ist Ausdehnung, folglich wird es als räumlich unendlich angesehen, da jedes endliche Volumen der Erfahrung nach über eine Begrenzungsfläche verfügt. Ist das Sein als solches jedoch alternativlos, kann es keine Begrenzung aufweisen, denn dann müßte es eine weitere volumenbildende Seinsform geben, von der das Universum umschlossen wird. Ausdrücklich ausgeschlossen wird die Möglichkeit der Existenz eines metaphysischen, unendlichen leeren Raumes als “Aufnahmebehälter für Physis“ (Raum als solcher).

 

Die Geometrie des Mathematikers Riemann, nach der ein endliches, umschließungsfreies Volumen mathematisch darstellbar ist und die oftmals als Erklärung einer möglichen Endlichkeit des Universums herangezogen wird, wird als nicht mit der Empirie vereinbar abgelehnt. Es gibt keinen Grund,  daß sich das Universum als Ganzes betrachtet anders verhalten sollte als seine empirisch beobachtbaren Teile. Wenn jedes Teil ein endliches, durch eine Umschließungsfläche begrenztes Volumen bildet, gibt es keinen Grund, daß die endliche Summe endlicher Volumina keine solche Umschließungsfläche mehr aufweisen sollte. Die Geometrie eines unendlichen Universums ist folglich die euklidische, ein solches Universum ist als flach (ungekrümmt) anzusehen.

 

c)      Eine zweite Qualität des Universums ist Dynamik, folglich wird es als ewig angesehen. Zeit als (willkürlicher menschlicher) Maßstab für Dynamik hat damit weder Anfang noch Ende. Ausdrücklich ausgeschlossen wird die Möglichkeit der Existenz einer metaphysischen Zeit (Zeit als solche). Zeit ist an Physis gebunden, da aus deren Dynamik abgeleitet.

 

d)     Zur Zeit ist folgendes festzustellen: Sie ist immer ein Dynamikabschnitt, bestehend aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Delta t), bezogen auf die Mitte des Abschnitts Delta als Datum. Die Gegenwart ist der dynamische Punkt auf der Strecke Vergangenheit - Zukunft, der meßtechnisch nicht erfaßt werden kann, da jede Messung abgespeichert werden muß und dies immer einen Dynamikabschnitt umfaßt. Jede Zeitmessung ist daher unscharf, sie entspricht einem Photo eines bewegten Objektes, welches aufgrund der endlichen Öffnungszeit des Objektivs mehrere Bilder überlagert.

 

Zeit ist damit keine physische Größe, sondern ein physikalisches Konstrukt, um Bewegungsabläufe beschreiben zu können. Zeit erfordert immer ein Speichermedium, in dem diese unscharfen Bilder wie in einem Film abgelegt werden können. Solch ein natürliches Speichermedium ist ein Gedächtnis, Voraussetzung für jede Form von Leben, da ohne es kein Überleben möglich wäre, denn Leben ist auf ständige Energiezufuhr angewiesen und Energiesuche kann ohne Erfahrungswerte nicht gezielt  durchgeführt werden. Ohne Gedächtnis könnte sich Leben nicht fortentwickeln. Selbst Pflanzen müssen “wissen“, was sie aufnehmen können und was sie beiseite lassen sollten, um überleben zu können und auch Viren wissen, wo sie sich vermehren können.

 

Daraus folgt, daß Zeit eine Erfindung der Evolution darstellt, die mit der Entstehung des Lebens zusammenfällt. Ein Universum ohne Zeit ist ein Universum ohne Leben, ein rein dynamisches Dauerereignis Gegenwart.

 

e)     Das Sein als solches, wenn alternativlos, kann nur mit sich selbst agieren, dazu muß es sich unterteilen. Der deutsche Philosoph F.W.J. von Schelling sprach hier von der Notwendigkeit des Sich Entzweiens. Der Verfasser geht davon aus, daß diese Teilung des Ganzen in unter sich gleiche Teile erfolgt. Letztere werden später als Archen definiert und beschrieben.

 

f)        Jedes Agieren zwischen Teilen findet in Form von Wechselwirkung statt, wobei man vom Prinzip actio-reactio ausgehen kann, d.h., wirkt ein Teil auf ein benachbartes Teil ein (actio), erzeugt es in letzterem eine Reaktion, die der actio entgegenwirkt. Das Prinzip actio-reactio muß folglich jeder Arche als inhärentes Prinzip zugrunde liegen, damit  die einzelne Arche “weiß“, wie sie auf innere und äußere Einwirkung zu reagieren hat. Ohne dieses “Wissen“ käme es zu unterschiedlichen Reaktionen bei gleichen Aktionen, die Natur wäre damit eine Folge absoluter Zufälligkeiten und nicht in Form von Naturgesetzen beschreibbar.

 

g)     Das physische Prinzip actio-reactio läßt sich aus dem philosophischem Axiom, dem Satz vom Grunde, ableiten: Jede Veränderung  ist Folge einer Einwirkung auf das sich Verändernde; damit sind absolute Zufallserscheinungen unmöglich, Zufallserscheinungen sind nur relativ  möglich immer dann, wenn Vorhersagen nur statistisch gemacht werden können, jedoch nicht für jeden Einzelfall möglich sind (z.B. Zahlenfolge im Lotto. - Für ein Gas können statistische Naturgesetze aufgestellt werden, die jedoch für das einzelne Gasmolekül nicht anwendbar sind. Jedes Gasmolekül innerhalb eines geschlossenen Gasvolumens hat ein eigenes Bewegungsprofil.)  Auch die Vorhersage des Verhaltens kleinster Energieeinheiten (Quanten) ist nicht möglich, da jede Vorhersage die Kenntnis des Ausgangszustandes bedingt und letzterer eine Messung erfordert. Eine Messung, auch wenn sie nur mit Lichtquanten erfolgt, verursacht eine reactio des Gemessenen; ist letzteres nun ebenfalls ein Quant, verändert die Wechselwirkung der Messung dessen Zustand, so daß der vor der Messung eingenommene Zustand nicht ermittelt werden kann. Damit ist eine Vorhersage des Verhaltens von Quanten auch nur statistisch möglich aufgrund empirischer Messungen.

 

h)      Aus der eingangs genannten Bauernregel von nix kommt nix ist dann auch als zweites Axiom der Energieerhaltungssatz abzuleiten. Ordnet man der Energie einen Energieträger zu, dann ist Energie immer trägergebunden und damit eine dem Trägermaterial proportionale Größe.

 

 

Das zu entwickelnde Modell wird sich somit auf zwei Axiome, den Energieerhaltungssatz und den Satz vom Grunde, und auf die Hypothese einer Arche als alleiniges Ausgangselement allen Daseins stützen und darauf aufbauend versuchen, die empirischen Erkenntnisse der Physik weitestgehend in einem geschlossenen Ganzen zu vereinen.

 

 

Wahrheit und Erkenntnis.

 

Das einzige dem Menschen zugängliche Mittel, um Wahrheit von Unwahrheit zu unterscheiden, ist die Evidenz einer Wahrnehmung.  Wir empfinden etwas als wahr, wenn eine Wahrnehmung mit unserer Erfahrung übereinstimmt. Erfahrung ist immer empirisch, daraus folgt, daß Wahrheit nur empirisch bestätigt werden kann.

 

Erkenntnis ergibt sich aus der theoretischen Verknüpfung empirisch bestätigter Wahrheiten, im allgemeinen werden diese Erkenntnisse in Form von (physikalischen) Gesetzen wiedergegeben unter Verwendung genormter Symbole und mathematischer Gleichungen, um so Mehrdeutigkeiten auszuschließen. Mathematik ist Hilfsmittel zur Beschreibung von Naturvorgängen, eine mathematische Gleichung ist aber kein Beweis für die Richtigkeit der diese Naturvorgänge begründenden Theorie. Es ist also möglich, für ein und denselben Naturvorgang unterschiedliche und sogar sich widersprechende Theorien zu entwickeln und diese so in eine mathematische Form zu gießen, daß die zugehörigen Gleichungen den Naturvorgang richtig beschreiben.

Eine Theorie ist eine Verknüpfung empirisch bestätigter Wahrheiten, welche über die Empirie hinausgehende Denkansätze beinhaltet. Eine Theorie kann weder als wahr noch als unwahr bezeichnet werden, solange sie empirisch verifizierbare Vorhersagen ermöglicht, sondern sie ist eine gültige Theorie. Solange also niemand weiß, was Raum ist, ist es z.B. ausgeschlossen, ein wahres Gravitationsgesetz zu entwickeln.

 

Zu Theorien gehören u.a. das Gravitationsgesetz Newtons und die allgemeine und die spezielle Relativitätstheorie Einsteins, welche zwar gültige Theorien darstellen, weil mit ihnen zutreffende Vorhersagen möglich sind, deren Denkansätze (u.a. Anziehung, Raumkrümmung) aber nicht empirisch nachprüfbar sind, da Raum zumindest bis heute noch kein meßbares Objekt ist.

 

Erkenntnisse gelten solange als wahr, solange es nicht gelingt, sie empirisch zu widerlegen. Theorien, sofern sie unterschiedliche, nicht empirisch überprüfbare Denkansätze enthalten, sind unter sich als gleichwertig gültig anzusehen, solange sie zu gleichen, empirisch überprüfbaren Vorhersagen gelangen.

 

Damit gibt es keine Wahrheit “als solche“ im Sinne einer absoluten Wahrheit, Wahrheit ist immer relativ zur jeweiligen Erkenntnis des Menschen.

 

 

Geist und Materie.

 

Der Mensch läßt sich unter zwei Gesichtspunkten betrachten: einmal als physischer Körper, der den allen physischen Objekten gleichen physikalischen Gesetzen unterworfen ist, zum anderen als Geistwesen, weil er aufgrund seines Reflexions- und Erkenntnisvermögens in der Lage ist, Zukunft zu gestalten, also fähig ist, der Physis gedanklich vorauszueilen. Der Mensch ist damit in besonderem Maße geeignet, Zeitreisen zu unternehmen in dem Sinne, daß er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander schöpferisch verbindet und so als “Evolutionssteuermann“ wirkt, eine Fähigkeit, über die alle anderen uns bekannten Daseinsformen gar nicht oder nur in einem wesentlich bescheideneren Umfang verfügen.

 

Die natürliche Evolution dürfte nach dem Prinzip der relativen Zufälle stattfinden, d.h., daß aufgrund der endlichen Anzahl von Materiebausteinen (ca. 100 zeitstabile Atomformen) sich eine endliche Anzahl von Kombinationen bildet, deren Zusammenwirken dann bei gegebenen günstigen Umweltbedingungen irgendwann notwendigerweise Leben hervorbringt (so wie bei einer sehr großen Zahl von Lottospielen alle möglichen 6er-Kombinationen notwendigerweise erscheinen). Lotto ist ein menschlicher Zufallsgenerator mit Gewinngarantie, ein unendliches Universum mit einer endlichen Anzahl zeitstabiler Atomformen ist ein Zufallsgenerator mit Lebensentstehungsgarantie.

 

Da Leben eine auf ständige Energiezufuhr angewiesene Daseinsform darstellt, steht es mit sich in Konkurrenz. Einmal entstandenes Leben entwickelt sich somit nach dem Prinzip der natürlichen Auslese, nach dem die am besten an die jeweiligen Umweltbedingungen angepaßten Lebensformen die größten Überlebenschancen aufweisen.

 

Da der Mensch ein Geistwesen ist, muß dessen Anlage schon in der Urform der Materie verankert sein. Also kann ich auch das Universum, die Manifestation des Seins als solchem,  als Geist betrachten, der sich in Form der Evolution und Selektion bemerkbar macht. Evolution ist somit teleologisch angelegt, wir Menschen müssen irgendwann erscheinen. Der Urgeist “plant“ genauso Zukunft wie wir das tun, er organisiert sich selbst mithilfe des “Zufallsgenerators Atomvariationen“, bis er Zustandsformen erreicht, in denen er als Individuum sich selbst erforschen und erleben kann. Hier auf der Erde kann man also den Ausspruch des griechischen Sophisten Protagoras (ca. 450 A.C.) “Der Mensch ist das Maß aller Dinge“ als zutreffend ansehen, in unserem Sonnensystem ist nach heutigem Kenntnisstand der Mensch die am weitesten fortgeschrittene Vervollkommnung des Urgeistes.

 

Über das WIE der Evolution machen sich die Naturwissenschaften Gedanken, einige sichere Erkenntnisse über den Entstehungsprozeß  der Physis, die Erzeugung von Atomen mittels Fusion, liegen vor. Auch die Bausteine von Atomen sind mittlerweile erforscht, wenn auch noch nicht vollständig verstanden, aber die Physik ist noch weit davon entfernt, ein geschlossenes Modell des Universums entwerfen zu können, welches zumindest den materiellen Werdegang, ausgehend von einer oder mehreren Urformen (Quarks und Elektronen), bis hin zur Entstehung von Leben wiedergibt.

 

Über das WARUM der Evolution und des Universums in seiner vorliegenden Form machen sich allenfalls Philosophen Gedanken, Naturwissenschaftler stellen grundsätzlich keine Sinnfragen, und Theologen, zumindest die Vertreter von Schöpfungstheologien, gehen von absoluten Wahrheiten aus, die aus den o.a. Gründen empirisch nicht verifizierbar und somit esoterisch sind, d.h. nur Wert haben für die Anhänger der entsprechenden Religionen.

 

 

Fragen nach dem WARUM.

 

Der denkende Mensch läßt sich in drei Hauptgruppen unterteilen:

 

a)     Schöpfungsanhänger: Diese gehen davon aus, daß das physische Universum aufgrund eines metaphysischen Schöpfungsaktes entstanden ist, daß es also einen rein metaphysischen Voruniversumszustand gegeben hat und das Universum folglich einen zeitlichen Anfang besitzt. Sie halten u.a. ethische Werte für metaphysisch vorgegeben und vertreten diese im Sinne absoluter Wahrheiten.

 

b)     Agnostiker: Dies sind Menschen, die sich nicht entscheiden mögen zwischen Schöpfungs- und Materialismusmodell, da sie beides für möglich halten, aber metaphysische Größen für nicht erkennbar, allenfalls für erahnbar erachten.

 

c)      Materialisten: Diese sind der Überzeugung, daß es keinen metaphysischen Schöpfungsakt gegeben hat und daß das Universum ein Dauerzustand ist, wobei über die räumliche und zeitliche Form des Universums allerdings große Meinungsunterschiede bestehen.

 

Materialisten kann man wieder in Untergruppen unterteilen:

 

c1) Existenzialisten: Diese vertreten die Meinung , daß sie über das Woher und Warum ihres Daseins keine Aussage treffen können und sie sehen ihren Lebenssinn ausschließlich in der persönlichen Daseinsgestaltung. Zu dieser Gruppe dürfte wohl der überwiegende Teil der Naturwissenschaftler zählen.

 

c2) Nihilisten: Nach deren Auffassung ist der Mensch unfähig,  Werte der Ethik sowie metaphysische Größen erkennen zu können und besitzt somit auch keinen Zugang zum Sein als solchem. In dieser Gruppe dürften die überzeugtesten Anhänger des Protagoras zu finden sein.

 

c3) Pantheisten: Diese erkennen dem Universum neben der Qualität Physis auch die Qualität Geist zu. Evolution ist nicht als Folge absoluter, sondern relativer Zufälle zu verstehen und damit als teleologisch angelegt. Auch diese Gruppe tendiert zur Aussage des Protagoras: Der Mensch ist das Maß aller Dinge.

 

Der Verfasser versteht sich als überzeugter Pantheist und geht davon aus, daß alles Beobachtbare im Universum einen Sinn hat.  Sollte letzteres zutreffen, dann stellen sich Fragen, die kein Naturwissenschaftler jemals stellen würde:

 

Frage 1: Warum besitzt das Universum Ausdehnung?

 

Wenn, wie bereits weiter oben ausgeführt, das Sein als solches, sowohl als Geist als auch als Physis betrachtet, alternativlos ist und nur mit sich selbst kommunizieren kann, muß es sich individualisieren. Individualisierung ist nur möglich durch räumliche Trennung. Ein mathematischer Punkt erlaubt keine Unterscheidung. Physische und geistige Individualität erfordern damit unabdingbar Ausdehnung. 

 

Frage 2: Wie erzeugt das Universum Individualität?

 

Individualität erfordert Unterscheidbarkeit und letztere erfordert Abstand. Das Sein als solches muß also in seinen endlichen Urbausteinen Arche über ein Prinzip verfügen, welches diesen eine Struktur verleiht, die eine Unterscheidung ermöglicht, wenn sie den gemeinsamen Raum Universum bilden. Gehe ich von einer einzelnen idealen Arche aus, dann stelle ich mir diese vor als perfekte Sphäre; ein Zusammenschluß solcher Archen erfordert jedoch, daß sich die einzelnen Sphären an ihren Außengrenzen so verformen, daß keine Hohlräume zwischen ihnen  entstehen, es ergäbe sich damit in einem ersten Ansatz ein bienenwabenartiges Gebilde.

 

1. Schlußfolgerung: Archen verdrängen sich. Dies stimmt mit der philosophischen Hypothese überein, nach der zwei verschiedene Dinge nicht gleichzeitig denselben Ort einnehmen können. Erweitert man diese Hypothese dergestalt, daß Raum als solcher nicht existiert und Archen das Universum bilden, verkürzt sich die Hypothese wie folgt: Zwei unterschiedliche Dinge können nicht denselben Raum bilden.

 

Jede Arche muß aber darüber hinaus über eine innere Struktur verfügen, die sie als solche erkennbar macht, denn wäre eine Arche ein homogenes Feld, gäbe es keinen definierbaren räumlichen Abstand zwischen ihnen.  Nun gehe ich davon aus, daß im Falle einer idealen Sphäre das diese konstituierende Sein als solches, welches ich hiermit Urmasse taufe, die Gleichwertigkeit des Raumes sicherstellt, daß also jede der die Sphäre konstituierenden Hohlsphären  r2·4·¶·dr die gleiche Menge Urmasse enthält.

 

2. Schlußfolgerung: Eine ideale Arche besitzt damit, radial betrachtet, eine vom Außenrand zum Zentrum hin quadratisch ansteigende Urmassendichte EDr. Dadurch verfügt jede Arche über ein Zentrum extremer Urmassendichte, welches als Raumkoordinate dient und so die Bestimmung im Raum ermöglicht. Eine Arche entspricht damit (verwendet man den physikalischen Begriff Quant) dem kleinstmöglichen Urmassequant, der kleinsten unteilbaren Einheit des Seins als solchem.

 

Jedem Urmassequant schreibt der Verfasser die Eigenschaft zu, eine spezifische innere Spannung zu besitzen, welche es zusammenhält. Die Spannung in den Hohlsphären ist somit proportional zur jeweiligen Urmassendichte. Aufgrund der Krümmung der Hohlsphären erzeugt die Spannung in letzteren einen auf das Sphärenzentrum und damit auf die tieferliegenden Hohlsphären hin gerichteten Druck, was dazu führt, daß das Sphäreninnere gestaucht wird.

 

3. Schlußfolgerung: Jede Arche hat die Eigenschaft, sich zu ihrem Zentrum hin zusammenziehen zu wollen. Diese zum Zentrum hin gerichtete Wirkung nenne ich actio.

 

Die Schrumpfung einer Arche als Folge der actio führt aber dazu, daß das Produkt  EDr··4·¶·dr nicht mehr konstant ist, die Arche setzt damit der eigenen actio einen Widerstand entgegen und versucht,  den Zustand EDr·r2·4·¶·dr = konstant wiederherzustellen. Dieses Verhalten nenne ich reactio.

 

Es findet damit innerhalb jeder Arche ein ständiges Auspendeln des Gleichgewichtes statt, eine ideale Arche oszilliert also, wobei am Außenrand eine konstante endliche Urmassendichte herrscht. Diese Dichte ist folglich die geringste Urmassendichte im Universum, sie wird zukünftig EDmin genannt.

 

4. Schlußfolgerung: Eine Arche ist ein individuelles, dynamisches, räumliches Gebilde, welches im Gleichgewichtszustand zwei gegenläufige Wirkungen aufweist, einmal die actio als ein zum Zentrum hin gerichtetes Bestreben der Urmasse und zum anderen die reactio als das nach außen gerichtete Bestreben, das innere Gleichgewicht zu erhalten. Betrachtet man actio und reactio als Gestaltungsvermögen einer Arche, so strebt dieses einen dynamischen Gleichgewichtszustand an. Wird das Gleichgewicht durch äußere Einflüsse gestört, kann man davon ausgehen, daß die Arche diese Störung zu beseitigen sucht.  Der natürliche angestrebte Zustand des Universums ist damit ein dynamischer Gleichgewichtszustand, das heißt, die sphärische Form von Archefeldern und deren Vielfachen sowie kreisförmige Bewegungsabläufe. 

 

Ideale Sphären sind damit nicht voneinander zu unterscheiden, sie sind unter sich alle gleich. Nun bilden aber die Sphären ein gemeinsames Universum und verdrängen sich dabei. Dies hat zur Folge, daß aufgrund der äußeren Verformung auch untereinander actio und reactio wirksam werden und damit das Universum als Ganzes betrachtet in ständige Bewegung gerät.

 

5. Schlußfolgerung: Individualität ermöglicht dem Universum, mit sich selbst zu kommunizieren. Physikalisch betrachtet ist dieses Kommunikationsprinzip actio-reactio eine Wechselwirkung, letztere kann man auch als Arbeit oder Energie bezeichnen.

 

Auf eine einzelne Arche bezogen bedeutet dies, daß jede von ihnen über ein gleiches Arbeitsvermögen oder auch über einen gleichen Energieinhalt verfügt. Statt weiter von Urmassendichte zu sprechen, wird zukünftig von der Energiedichte ED eines durch Urmasse geformten Feldes gesprochen. Archen definieren damit das Gesetz der Energieerhaltung.

 

Frage 3: Warum ist das Universum dynamisch?

 

Die Beantwortung ist einfach: Ohne Dynamik keine Veränderung, ohne Veränderung keine Wechselwirkung und ohne letztere keine Wahrnehmung. Das Sein als solches, “will“ es mit sich selbst kommunizieren, muß sich “dynamisieren“. Dies wird erreicht dadurch, daß die Natur nur eindeutige Zustände (als Zahlenwerte darstellbar) annehmen kann. Etwas, was A ist, kann nicht gleichzeitig B sein, mit A ungleich B. Die Energiedichte einer Arche steigt zum Zentrum hin hyperbolisch an und erreichte so im Zentrum den Wert Unendlich. Dies ist aber nicht möglich, so daß statisches Gleichgewicht im Zentrum nicht erreicht werden kann, das Zentrum wird komprimiert und federt zurück. Da es ideale Sphären nicht gibt, gibt es auch keine reine radiale Oszillation, jede Oszillation erfolgt dreidimensional  (man kann sich das in etwa vorstellen wie die Feder einer Unruh einer Uhr, allerdings in 3 Raumdimensionen). Die Federbewegung kann man in tangentiale und radiale Bewegung zerlegen, so daß radial eine Oszillation des Zentrums an der Grenze zwischen actio und reactio feststellbar sein muß. Diese Oszillation dient später in der Physik der Bewertung von Dynamikabläufen (Zeitnorm). Die tangentiale Bewegung ist analog zur Unruh einer Uhr eine Drehschwingung, diese wird von der Physik als Spin bezeichnet. Jede Drehschwingung erzeugt ein Moment, so daß diese anhand ihres Momentes nachgewiesen werden kann.

 

Frage 4: Warum kann man von einem Willen des Seins als solchem sprechen?

 

Die Frage läßt sich nur aus dem Selbstverständnis des einzelnen Menschen heraus beantworten. Wer sich wie ich als ein Ziel der Evolution des Universums betrachtet im Sinne einer Daseinsform, die zu Reflexion und Selbsterkenntnis befähigt ist, wird das Prinzip actio-reactio und den diesem Prinzip zugrundeliegenden Satz vom Grunde als den Willen des Universums verstehen, aus dem heraus sich alle physischen Daseinsformen ableiten lassen. Der Wille ist die actio, das Gewollte die reactio. Der Wille ist das Vakuum des Universums, welches die Gravitation erzeugt, das Gewollte die in ihm befindlichen Massen, die elektromagnetischen Felder. Wille und Gewolltes stehen in einem dynamischen Zusammenhang, wechselwirken.

 

Jede Daseinsform hat ihren Grund, das trifft dann auch für die von mir postulierten Archen und deren Innenstruktur zu. Das Sein als solches in seiner Urform Arche bildet durch infolge relativer Zufälle entstandenen Kombinationen eine nicht darstellbaren Menge verschiedener Daseinsformen, die das uns sichtbare Universums erzeugen, und ist so ein empirisch erfahrbares Ereignis. Wir Menschen sind als Universumsbestandteile Beobachter unserer selbst, wir sind aufgrund des jeder Arche inhärenten Prinzips des relativen Zufalls gewollt, wir mußten erscheinen so wie im Zahlenlotto auch jede Zahlenkombination irgendwann erscheint. Das, was das Universum nicht enthält, gibt es nicht, die einzige metaphysisch-physische Größe ist meiner Überzeugung nach die von mir postulierte Urmasse in Form von Archen, die notwendigerweise gedacht werden muß, um Existenz überhaupt begründen zu können.

 

 

Zur folgenden Arbeit sind noch einige vorbereitende Erklärungen notwendig:

 

Die Natur stellt sich uns Menschen als ein räumliches, dynamisches Ereignis dar, zusammengesetzt aus einer unendlich erscheinenden Vielfalt einzelner Geschehnisse. Jedes dieser Geschehnisse wird von uns wahrgenommen einmal als räumliche Form und zum zweiten als etwas sich Veränderndes, d.h., allen Geschehnissen gemein ist ihre Räumlichkeit und in irgendeiner Art eine Bewegung.

 

Geht man davon aus, daß alle Geschehnisse unterschiedliche Manifestationen eines gemeinsamen einheitlichen und endlichen Ausgangselementes sind, so müßte dieses, losgelöst von allen individuellen Eigenschaften, drei Dinge aufweisen: räumliche Ausdehnung, Bewegung und ein diese beiden Phänomene tragendes Etwas.

Um es einmal bildlich darzustellen: Eine Menge n dieses Ausgangselementes ergibt einmal Napoleon, ein andermal einen Sack Zement. Die Natur schöpft sich aus sich selbst heraus, somit muß das, was in Napoleon enthalten ist, auch im Zement enthalten sein, es verändert sich lediglich die innere Struktur der Geschehnisse. Was im ersteren Realität ist, muß im letzteren potentiell schon enthalten sein und umgekehrt, sofern man nicht zu externen Göttern und Dämonen  Zuflucht nimmt, um den Unterschied zu erklären.

Die folgenden Überlegungen haben nun nicht zum Ziel, Napoleons Werden und Vergehen zu erklären, sondern die Ziele sind viel bescheidener, aber trotzdem anspruchsvoll im Hinblick auf die heutige Ausgangslage. Die Phänomene Raum und Bewegung, oder Raum und Zeit, sind bisher noch nicht anhand vorstellbarer Modelle entwickelt worden.

 

Für den Raum gibt es die philosophische Definition Kants, nach der ersterer lediglich als (menschliche) Vorstellung existiert, eine m.E. nicht haltbare Position, da Raum nachweislich Kräfte überträgt (Gravitation u.a. Wechselwirkungen) und folglich ein physisches Etwas sein muß.

 

In der Wissenschaft existiert als gängigstes Modell das sogenannte Urknallmodell, ein vierdimensionales Raum-Zeit-Kontinuum und abstraktes mathematisches Modell, welches sicherlich für die Zwecke der Physik geeignet ist, aber ungeeignet in Bezug auf die menschliche Vorstellungskraft, denn niemand kann ehrlicherweise behaupten, sich ein vierdimensionales, gekrümmtes, endliches und dazu noch unbegrenztes Universum vorstellen zu können. Da es darüber hinaus auch 5- und 11-dimensionale Modelle gibt, mit denen ebenfalls gewisse physikalischen Phänomene mathematisch beschreibbar sind, Modelle also, die im physikalischen Sinne “funktionieren“ und damit als richtig angenommen werden können, aber, wenn überhaupt, nur eines dieser Modelle wahr sein kann, werde ich nun den Versuch unternehmen, unabhängig von der Wahrheit eines Modells ein vorstellbares, also dreidimensionales Raum-Bewegungs-Modell zu entwerfen, welches ebenfalls geeignet ist, grundsätzliche Phänomene wie Raum und Bewegung zu erklären.

 

Es ist nicht Ziel der folgenden Überlegungen, ein mit bewährten physikalischen Modellen konkurrierendes Modell zu entwerfen, um damit technische/physikalische  Berechnungen anzustellen, dazu ist die heutige Physik viel zu kompliziert geworden. Das Ziel ist vielmehr, die Natur in ihren wesentlichen Erscheinungsformen zu verstehen zu versuchen.

 

Meine selbstgestellte Aufgabe lautet damit:

Entwirf ein Modell, welches folgende Fragen beantwortet:

 

1)     Wie konstituiert sich Raum?

 

2)     Welche Eigenschaften besitzt Raum?

 

3)     Wie entsteht Bewegung?

 

4)     Wie hängen Raum und Bewegung zusammen?

 

5)     Wie verhalten sich Vielfache des angenommenen Ausgangselementes?

 

Wenn es mir nun gelingen sollte, ein verständliches, also dreidimensionales Modell zu entwerfen, welches diese grundlegenden Fragen beantwortet und darüber hinaus noch das Verhalten einfacher Vielfacher vorhersagt und diese Vorhersagen mit den Beobachtungen der Physik übereinstimmen sollten, glaube ich, daß dieses Modell einer weitergehenden Prüfung unterzogen werden sollte mit dem Ziel, auch komplexere Probleme auf vorstellbare Weise verständlich zu machen.

 

Und nun noch etwas bezüglich der “Wahrheit“ von Modellen generell:

Wahrheit ist das, was wir glauben zu wissen, und wissen tun wir aufgrund unserer Sinneseindrücke und unseres Reflexionsvermögens. Unsere Sinnesorgane erlauben uns nur den Zugang in eine räumlich dreidimensionale Welt, also ist alles höherdimensionale keine Wahrheit, sondern lediglich Modell unseres Reflexionsvermögens, nicht mehr.

 

Um ein Modell als wahr empfinden zu können, müssen Reflexionsvermögen und Sinneseindrücke im Einklang stehen, damit stellen sich Modelle wie die Allgemeine Relativitätstheorie Einsteins mit deren “Raumkrümmung“ (eine Krümmung ohne Krümmungszentrum) und auch Modelle mit mehr als 3 Raumdimensionen als problematisch dar.

 

 

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